Altena. Krokusse im Advent? Die Atelierroute 2019 hat die Frühlingsboten in die Vorweihnachtszeit gestreut: Am Samstag und Sonntag (7. und 8. Dezember) öffneten elf Altenaer Künstler Ateliers in der Innenstadt.
Für einen späten Samstagnachmittag sind in der Altenaer Fußgängerzone erstaunlich viele Menschen unterwegs. Zwar haben einige Geschäfte zum Langen Samstag bis 18 Uhr geöffnet. Nur gehen auffallend viele auch in Ladenlokale, die eigentlich als Leerstand bekannt sind. Angelockt vom rot-orangen Scheinwerferlicht, das aus den Geschäften als Erkennungszeichen leuchtet, folgen sie der Atelierroute: Altenaer Künstler/innen zeigen Malerei, Schmuckdesign, Zeichnungen, Drahtskulpturen und Fotografie.
Fotos, die wie Gemälde wirken
„Was sind das?“, fragt ein Besucher nachdenklich im Ausstellungsraum den Fotografen Klaus Storch. Der antwortet bereitwillig und erklärt: „Das sind Fotos von Krokussen, die ich Frühjahr vor meiner Haustür gemacht habe.“ Storch hat die Blüten auf Details reduziert und gibt ihnen, auch aus dem Kontrast heraus, so eine neue Wirkung, legt einen neuen Fokus: nur auf die Blütenblätter, nur die Umrisse, nur auf die Staubblätter in der Blütenmitte. Die Farben: mal kräftig Safrangelb, umgeben von zartem Violett, dann beinahe nur schwarz-weiß. Auf großformatigen, fast mannshohen Fotos zeigt Storch Ausschnitte aus einer Prallwand in einem Altenaer Drahtwerk, Holzplatten, vor denen Drahtrollen abgelegt werden – herausgekommen sind Fotos, die wie Gemälde wirken. Viele der Fotos, die Klaus Storch in der Lennestraße 65, einem Atelier für ein Wochenende, zeigt, verbinden Fotografie mit Licht in der Kunst und Architektur.
Hinab in den Weinkeller
Ein Stück die Lennestraße stadtabwärts zeigt „Werkstatt“-Stipendiat Vincent Musial, wie er mit Draht umgeht. „Ich denke in Bildern. Deshalb spreche ich von 3-D-Bildern, aber es sind eigentlich Drahtskulpturen“, erklärt der junge Mann, der Draht zu komplexen, runden Gebilden, die dennoch eine Leichtigkeit ausstrahlen, verwindet. Stephanie vom Emde hat den Weinkeller des Restaurants Kuzina als Ausstellungsort; für die Besucher geht es ein paar Stufen hinab zu Kreidebildern, aber auch Tuschezeichnungen und Acrylbildern. Auf viel Resonanz stoßen auch Annelie Linderhaus und Doris Schulte, die ihre Bilder in der „Freiheit 26“ ausstellen – ganz oben in der Innenstadt, am Ende der Route. Doch für viele Routen-Gänger und Weihnachtsmarkt-Besucher ist das offenbar der Anfang ihrer Tour. „Viele haben am Langen Kamp geparkt und sind dann direkt bei uns vorbei- und reingekommen“, erzählen die beiden Malerinnen erfreut.
Pommes, rot-grün
Schmuckdesign heißt es in der Ankündigung über die Arbeiten von Gabriele Nimmermann. Das ist untertrieben. Nimmermann stellt Silberschmuck „aus reinem Sterling-Silber“ her. „Alles Unikate.“ Also Einzelstücke. Auch auf Nachfrage gibt es kein zweites Exemplar. Gabriele Nimmermann, Mitglied in der Hagener Kunstgilde Hagenring, ist mit der Resonanz nicht ganz zufrieden: Es hätte ein bisschen mehr sein dürfen, sagt sie am Sonntagabend.
Bisweilen kommt es während der Atelierroute sogar zu spontaner Kunst: Im Atelier „Ülle“ wird aus Pommes-Resten, die in der Schale kalt geworden sind, mit dem Einsatz von etwas Farbe Objektkunst. „Pommes, rot-grün“. Kunst entsteht manchmal auch mit einem Augenzwinkern. Mit dem Besucherinteresse ist Ursula Buschmann durchaus zufrieden: „Am Samstag waren es rund 100, am Sonntag mehr als 30 Interessierte“, berichtet die Künstlerin.
„Es gibt so viele Talentierte“
Die Idee der Atelierroute geht auf Christoph Schulz vom Atelier Antek in der Kirchstraße zurück; im vergangenen Jahr war es die Premierenausgabe mit fünf Anlaufstationen. „Ich möchte, dass es jedes Jahr etwas größer wird. Vielleicht nehmen wir nächstes Jahr noch Musik hinzu“, sagt Christoph Schulz gegenüber LOKALSTIMME.DE. Möglichkeiten sieht er genug: „Es gibt so viel Talentierte, die eine Plattform brauchen.“
Text: Carsten Menzel